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Gravel-WM 2023: Strecken-Check mit Jade Treffeisen

Übersicht

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Die deutsche Gravelfahrerin Jade Treffeisen war die Überraschung der Gravel-Weltmeisterschaften des vergangenen Jahres. Als Amateurin hielt sie mit den Elitefahrerinnen bis zum Schluss mit und belegte am Ende einen vierten Platz. Für Alpecin Cycling hat sie die WM-Strecke 2023 im Veneto analysiert, spricht über die Favoritinnen und ihre eigenen Ambitionen.

… über den Kurs der Gravelweltmeisterschaften 2023

Bevor ich mir die Strecke selbst angeschaut habe, dachte ich, sie wäre sehr asphalt- beziehungsweise Straßen lastig. Denn im Vorfeld wurde immer wieder von den Anstiegen auf der Straße gesprochen.  Aber nachdem ich jetzt den Großteil der Strecke selbst abgefahren bin, muss ich schon sagen, dass der Parcours eines Gravel-Rennens würdig ist. Er ist viel technischer als die Strecke im vergangenen Jahr.  Und die Sttecke ist guter Mix aus allem.

Obwohl viele Anstiege auf Asphalt stattfinden, sind die Abfahrten dafür auf Gravel – oft auch sehr ruppig. Zwischendrin sind immer wieder so ein paar kleine Passagen und Abschnitte eingebaut, die schon technische Skills verlangen. Eine Fußbettüberquerung mit Wasser beispielsweise die so rund 30 cm tief ist und über recht lose Steine verläuft. Dann kurz nach dem Start geht es auf einen Cyclocross-Kurs auf Gras. Also, es gibt schon zig Stellen, bei denen man sehr mit Auge fahren muss.

Kurz vor dem Ziel sind Anstieg und Abfahrt auf Gravel. Da muss man sich eine gute Linie suchen und über Abschnitte mit bis zu 24 Prozent richtig drüberdrücken. Und nach der Kuppe geht es in eine steile Abfahrt hinunter, auf der es im Endeffekt nur die eine perfekte Linie gibt. Da muss man schon sehr aufpassen, gerade wenn man vielleicht gegen Ende schon überkreuz guckt. Auf der Strecke gibt es viele Passagen, die man kennen muss, um nicht zu überpacen oder sich einen Defekt einzuhandeln.

… über die Anstiege auf Asphalt

Es ist schon richtig, dass viele der Anstiege gerade auch die langen auf Asphalt wie beispielsweise der Poggio beziehungsweise die Mur auf Asphalt verlaufen. Aber die Herausforderung ist, dass man erst einmal an den Fuß des Anstiegs kommen muss. Natürlich starten hier viele WorldTour-Fahrerinnen, die diese Anstiege superschnell hochfahren können. Aber vor diesen Anstiegen gibt es immer wieder technische Passagen, bei denen man halt auch erstmal ohne Probleme durchkommen muss. Deshalb wird es eine Gratwanderung sein, um in einer guten Gruppe zu den Anstiegen hinzukommen, weil es davor auch immer schon technische Hürden gibt, die es zu überstehen gilt.

… über die Schlüsselstellen des WM-Kurses

Zum einen die längeren Anstiege auf Asphalt, weil hier die Straßenfahrerinnen ihren Vorteil ausspielen können. Einfach durch die Rennen, die sie bestreiten, können sie hier unglaublich explosiv und schnell hochfahren. Zum anderen sind es die technischen Passagen – und da gibt es viele. Hier sollte man einfach ohne Fehler durchkommen. Das bedeutet, keine Positionen zu verlieren und auch keinen Defekt zu haben. Das Risiko besteht natürlich immer. Das habe ich auch bei der EM am eigenen Leib gespürt. Die EM war mit Sicherheit der untechnischste Kurs, den ich dieses Jahr gefahren bin. Aber ich hatte trotzdem einen Durchschlag. Wenn du in einer großen Gruppe unterwegs bist und keine freie Sicht hast, aber auch keine Position aufgeben willst, dann läufst du immer Gefahr, dass so etwas auch passieren kann.

Gerade zu Beginn gibt es zwischen Rennkilometer zehn und 12 eine Durchquerung eines trockengelegten Flussbetts, wo die Strecke über sehr losen Schotter bergabführt. Da müssen zwischen richtig großen Schottersteinen durchpflügen und da wird die Linie auch sehr wichtig sein.

… über die Favoritinnen auf den Gravel-WM-Titel

Die Favoritinnen sind für mich auf jeden Fall die Fahrerinnen, die auf der Straße und im Gelände gut sind. Ich weiß jetzt nicht von allen, wie es um ihre Offroad-Skills bestellt ist. Aber bei Demi Vollering sieht man, dass sie viel mit dem Gravelbike unterwegs ist. Deswegen könnte ich mir vorstellen, dass ihre Technik im Gelände recht gut ist. Aber auch eine Tiffany Cromwell hat ja bei den Europameisterschaften bewiesen, dass sie auf solch einem Kurs auch mit 38 Millimeter breiten Slicks fahren kann.

… die eigene Zielsetzung

Solch ein Ergebnis wie im vergangenen Jahr zu wiederholen, wird superschwer. Dafür ist die Konkurrenz in diesem Jahr auch viel zu groß. Zudem gehört auch immer etwas Glück dazu, in die richtige Gruppe zu kommen. Grundsätzlich denke ich, dass ich mit den Gravel-Sektionen gut klarkomme. Die Schwierigkeit wird sein, an den Anstiegen auf Asphalt mit den Straßenfahrerinnen mitzuhalten. Bei diesem Feld an Top-Straßenfahrerinnen wäre eine Top 20-Platzierung schon ein gutes Ergebnis. Aber ich versuche, natürlich alles rauszuholen – und Top Ten wäre natürlich absolute Spitze.

Foto: Fellusch