
Mit einem unwiderstehlichen Antritt bei der finalen Überfahrt des Oude Kwaremont hat der zweifache Tour de France-Sieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) die 107. Flandern-Rundfahrt gewonnen. Er siegte als Solist nach 273,4 Kilometer in Oudenaarde mit 16 Sekunden Vorsprung vor dem Alpecin-Deceuninck-Profi Mathieu van der Poel. Dritter wurde Ex-Weltmeister Mads Pedersen (Trek-Segafredo). Der Slowene ist erst der dritte Fahrer überhaupt, der die Frankreich-Rundfahrt und die Ronde gewinnen konnte.
Dramatik pur bot die 107. Flandern-Rundfahrt. Nicht nur wegen des extrem hohen Tempos, den vielen Stürzen, den nassen rutschigen Hellinge, sondern vor allen wegen der zwei sportlichen Szenarien, die den Zuschauern geboten wurde. Zum einen der Kampf der Spitzgengruppe, die sich 100 Kilometer nach dem Start gebildet hate und lange Zeit ihre Führung behauptete, zum anderen der Kampf der großen Drei – Tadej Pogacar, Mathieu van der Poel und Wout van Aert (Jumbo-Visma). Und der hatte es in sich. The „Big Three“ fuhren auf sehr hohem Niveau, „zerlegten“ sich gegenseitig und lieferten sich und den Zuschauern so einen großen Kampf.
„Wenn jemand so stark ist wie Tadej heute, dann musst Du auch über einen zweiten Platz happy sein“, sagte van der Poel nach dem Rennen. „Ich bin ehrlich gesagt schon ein wenig stolz, wie ich heute gefahren bin. Ich habe eine entscheidenden Move am Kruisberg gemacht. Ich habe mich noch nie so stark gefühlt wie dort, als ich attackiert habe. Aber Pogacar war eben stärker.“ Auf sein Verhältnis zum Slowenen angesprochen sagte der Alpecin-Deceuninck-Profi: „Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Was er heute geleistet hat, ist einfach phänomenal.“

So verlief die Flandern-Rundfahrt 2023
Erst rund 100 Kilometer nach dem Start bildete sich die erste Ausreißergruppe des Rennen. Bis dahin war es schnelles Rennen. Die acht AusreißerwarenTim Merlier (Soudal – Quick Step), Jasper DeBuyst (Lotto Dstny), Guillaume Van Keirsbulck (Bingoal WB), Elmar Reinders (Team Jayco AlUlA), Daan Hoole (Trek-Segafredo), Filippo Colombo (Q36.5 Pro Cycling Team), Jonas Rutsch (EF Education-EasyPost) und Hugo Houle (Israel – Premier Tech). Zwischenzeitlich hatte diese Gruppe über fünf Minuten Vorsprung.

70 Kilometer und einige Stürze später gab es aus dem Hauptfeld erneut einen erfolgreichen Angriff von neun Fahrern: Kasper Asgreen (Soudal – Quick Step), Matteo Trentin (UAE Team Emirates), Nathan Van Hooydonck (Jumbo-Visma), Fred Wright (Bahrain-Victorious), Mads Pedersen (Trek-Segafredo), Florian Vermeersch (Lotto Dstny), Jonathan Narvaez (Ineos Grenadier), Neilson Powless (EF Education-EasyPost)sowie Stefan Küng (Groupama-FDJ).
Am Berendries schlossen noch Benoît Cosnefroy (AG2R Citroën Team) und Matteo Jorgenson (Movistar Team) zur zweiten Gruppe auf.
Im Anstieg Berg ten Houte – 78 Kilometer vor dem Ziel – liefen die ersten beiden Gruppen dann zusammen und bauten ihren Vorsprung auf über 3 Minuten gegenüber dem Hauptfeld auf.
An der zweiten Überfahrt Oude Kwaremont verkleinerte sich dann die Spitzengruppe. Hinten im Feld machte UAE Team Emirates das Tempo und Tadej Pogacar griff früh in diesem Anstieg an. Seine beiden großen Kontrahenten Wout van Aert und Mathieu van der Poiel konnten nicht folgen. Ebenso wenig Tom Pidcock (Ineos-Grenadier).
Hinter Pogacar bildete sich eine fünfköpfige Gruppe nach dem Oude Kwaremont mit Wout Van Aert, seinem Teamkollegen Christophe Laporte (Jumbo-Visma), Tom Pidcock, Mathieu van der Poel sowie Nils Politt (Bora-hansgrohe), der sich zwischenzeitlich vom Feld gelöst hatte
Nach dem Paterberg fuhr dann Laporte aus der Gruppe heraus zu Pogacar nach vorne und setzte so van der Poel unter Druck – jedoch ohne Erfolg.
Vor dem Koppenberg gab es folgende Rennsituation. Eine 12-köpfige Spitzengruppe um Kasper Asgreen, Stefan Küng & Co. Dahinter bildeten die zurückgefallenen Fahrer aus der Ausreißergruppe sowie den drei großen Favoriten und Thomas Pidcock eine zweite Gruppe.
Pogacar ging am Koppenberg erneut in die Offensive. Van Aert und van der Poel hatten Mühe, konnten dem Slowenen aber folgen.
40 Kilometer vor dem Ziel hatte die Spitzengruppe noch 50 Sekunden Vorsprung vor den „Big Three“.
Am Taaienberg hatte van der der Poel mechanische Probleme – seine Kette war kurz heruntergefallen – verlor kurz den Anschluss konnte sich aber herankämpfen an Pogacar und van Aert.
30 Kilometer vor dem Ziel setzte sich der Ex-Weltmeister Mads Pedersen aus der Spitzengruppe etwas ab. Der Rückstand von van der Poel, van Aert und Pogacar rund 40 Sekunden.

Van der Poel attackierte am Kruisberg. Jetzt konnte nur Pogacar folgen. Pogis Teamkollege Matteo Trentin ließ sich dann aus der Verfolgergruppe zurückfallen und führte Pogi und van der Poel an die große Gruppe heran. An der Spitze immer noch Pedersen – mit jetzt gut 30 Sekunden Vorsprung.
Nathan Van Hooydonck ließ sich ebenfalls zurückfallen, um Wout van Aert, dessen eines Knie blutete, wieder heranzufahren.

Pogacar attackierte dann bereits zu Beginn des Pflasters am Oude Kwaremont – rund 18 Kilometer vor dem Ziel – und die Verfolgergruppe zerfiel im Nu. Pogacar holte Pedersen ein und ließ ihn stehen. Van der Poel konnte leicht distanziert folgen. An der Ausfahrt Oude Kwaremont hatte der Slowene rund 15 Sekunden Vorsprung vor dem Alpecin-Deceuninck-Profi.
Den Paterberg nahm Pogacar dann als Solist in Angriff. Dahinter mit knapp 15 Sekunden Rückstand van der Poel. So ging es auch auf die letzten 13 Kilometern in Richtung Ziellinie. Der Alpecin-Deceuninck-Profi konnte Pogacar nicht mehr einholen und wurde am Ende Zweiter. Dritter wurde im Sprint einer kleineren Gruppe Mads Pedersen.

Fotos: Photonews.be
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