
Der Team Alpecin-Fenix-Profi gewann die Flandern-Rundfahrt 2020 und wurde vergangenes Jahr Zweiter. Nach einer dreimonatigen Pause, in der er seine Rückenproblemen und eine Verletzung am Knie auskurierte, kehrte van der Poel zu Mailand-Sanremo zurück, wo er auf Anhieb Dritter wurde. Danach holte er sich beim italienischen Etappen-Rennen Settimana Internazionale Coppi e Bartali seinen ersten Saisonsieg. ´
Auf einer Online-Pressekonferenz am Vorabend des Rennens Dwaars Door Vlaanderen stellte sich Mathieu van der Poel den Fragen der Journalisten. Hier eine Auswahl daraus:
Fühlst Du Dich nach Deiner Teilnahme an Settimana Internazionale Coppi e Bartali gut vorbereitet für die flämischen Klassiker?
Ja, ich denke es war eine sehr gute Vorbereitung. Speziell die Etappe, die ich gewonnen habe, war von der Intensität her das, was ich brauchte, um für die flandrischen Klassiker gut vorbereitet zu sein. Ich denke, dass ich bereit bin.
Die Vorbereitung, die Du bestritten hast, ist ja sicher nicht die, die Du Dir gewünscht hast. Bist Du jetzt fit genug verglichen mit Deinen Kontrahenten? Oder hättest Du im Vorwege mehr Rennen gebraucht für eine ideale Vorbereitung?
Ich denke, es ist vielleicht eine meiner besten Vorbereitung überhaupt gewesen. Denn ich hatte genug Zeit, gut zu trainieren. Und nicht wie in den Jahren zuvor gleich wieder mit dem Rennen fahren zu beginnen, nachdem die Cyclocross-Saison zu Ende gegangen ist. Ich fühle mich sehr gut durch die Vorbereitung, die ich absolviert habe. Aber jetzt müssen wir sehen, ob sich das auszahlt. Ich fühlte mich bislang bei den Rennen, die ich gefahren bin, sehr gut.
Was hast Du gelernt, in der Zeit, in der Du nicht Rad gefahren bist?
Ich weiß nicht, ob das jetzt mental so gut war. Es ist nicht ideal, wenn du eine Pause machen musst, weil Du nicht gesund bist. Ich glaube, wenn du komplett gesund bist, ist das nochmal eine andere Sache. Es war nicht wirklich eine schöne Zeit. Ich bin sehr glücklich, jetzt zurück zu sein.
Wie wichtig ist es für Dich, dass die Zuschauer wieder zurück am Straßenrand sind?
Das gehört einfach zum Rennen fahren in Belgien dazu. Ich freu mich da drauf.
Du bist verspätet in die Saison eingestiegen. Wird das ein Problem für den weiteren Verlauf der Saison sein?
Ich weiß es nicht. Ich kann nicht in die Zukunft schauen. Ich kann die Frage nicht beantworten.

Musst Du jetzt noch zwischen den Rennen extremen Wert auf die Behandlung Deines Rückens legen oder ist alles komplett verheilt?
Ich muss darauf schon achtgeben. Ich mache täglich meine Übungen. Ich brauche auch noch Behandlung für den Rücken. Aber ich bin so gut wie schmerzfrei auf dem Rad. Das ist etwas was mich sehr motiviert. Auf dem Rad fühlt es besser an als im vergangenen Jahr. Momentan läuft es wirklich sehr gut, aber ich werde darauf weiterhin achtgeben.
Kannst Du erklären, was für eine Art von Übungen Du machst und worauf Du besonders acht geben musst?
Speziell die Glutes – also die Gesäßmuskeln – kräftigen. Zusammen mit den anderen Übungen hilft das, die Spannung aus dem Rücken zu nehmen. Ich habe gelernt, dass ich sehr auf Stabilität und Fitness setzen muss. Ich denke, das ist in den Jahren zuvor ein wenig in den Hintergrund gerutscht, da ich so oft das Rad beziehungsweise die Disziplin gewechselt habe. Nun trainiere ich ein bisschen weniger auf dem Rad, da ich meine Übungen für den Rücken auch ins Programm einbauen muss. Also eine Stunde weniger Training auf dem Rad und dafür eine Stunde mehr Stability-Training.
Glaubst Du, dass Du nach der Verletzung und der Pause als ein besserer Radfahrer zurückkommst als Du es vorher warst?
Ja, das ist möglich. Aber ich hätte am liebsten natürlich keine Verletzungen gehabt. Aber wir haben es in der Vergangenheit gesehen – nicht nur im Radfahren, sondern auch in anderen Disziplinen – dass es möglich ist, stärker zurückzukommen. Aber es ist auch möglich, nicht wieder so stark zurückzukommen. Es sind auch immer Zweifel dabei. Aber ich fühle mich jetzt wirklich okay und bereit.
Was fasziniert Dich so an der Ronde?
Ich denke, dass die Flandern Rundfahrt auch der Mittelpunkt des Radrennfahrens ist. Es gibt dort einige ikonische Anstiege und Passagen. Dann wird das Rennen von so vielen begeisterten und fachkundigen Zuschauer und Fans begleitet. Dieser Mix macht die Ronde so speziell und einzigartig.

Worauf freust Du Dich am meisten am Sonntag – auf den Kampf mit dem Jumbo-Visma Block oder das Battle mit Tadej Pogačar?
Oh, das ist eine schwierige Frage. Ich weiß es wirklich nicht. Ich freue mich, dass ich wieder Rennen fahren kann und auch dass wieder viele Zuschauer am Straßenrand stehen. Das war ja zuletzt vor über zwei Jahren so. Es wird schön sein, wieder vor solch einer Kulisse Rennen zu fahren. Die Ronde ist ein ehrliches Rennen und am Ende werden die stärksten Fahrer vorne dabei sein. Das war auch schon in den vergangenen Austragungen so. Ich versuche, um den Sieg mitzufahren.
Was hältst Du davon, dass Tadej Pogačar jetzt auch diese Art von Rennen fährt?
Ich weiß nicht, warum er das macht. Aber wir sehen ja, dass er in solchen Rennen wettbewerbsfähig ist. Er ist jemand, den wir auf jeden Fall beachten sollten. Auch bei den zukünftigen Rennen.
Was könnte die Taktik sein, um Tadej Pogačar zu schlagen – abgesehen von einem Sprint. Er hat ja eine andere Physiologie als Du oder Wout van Aert. Glaubst Du, dass er in der Lage ist, hochintensive Attacken mehr als drei oder vier Mal zu kontern? Oder muss er dann zu tief gehen?
Das könnte schon sein. Aber Pogačar zeigte in den Rennen bislang, dass er sehr sehr gut ist, auch wenn er ein paarmal hintereinander attackiert. Und er ist auch leistungsfähig genug ist, viele Sachen zu machen. Ich denke, dass er vorne mitfahren wird.
In den vergangenen zwei Austragungen kam es ja immer zu einem Sprint mit Dir. Das eine Mal gegen Wout van Art, das andere Mal gegen Kaspar Asgreen. Siehst Du die beiden auch wieder als Deine Hauptrivalen oder gibt es da noch andere Fahrer?
Es gibt natürlich auch andere Profis. Aber diese beiden zählen auf jeden Fall dazu.
Das Team ist ja sehr wichtig, wie Jumbo Visma in den vergangenen Rennen gezeigt hat. Glaubst Du, dass Euer Team stark genug ist für die Ronde, um Dir zu helfen und Jumbo -Visma Paroli zu bieten?
Ich glaube, wir haben vergangenes Jahr in Flandern gezeigt, dass wir eines der stärksten Teams im Rennen waren. Natürlich vermissen wir ein Jonas Rickaert wegen seiner Verletzung. Aber die anderen Fahrer sind stark genug, um mir zu helfen. Und am Ende musst Du es eh selbst richten.
Fotos: Photonews.be
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