Start Profi-Sport Das Punktesystem im Profi-Radsport

Das Punktesystem im Profi-Radsport

Übersicht

Inhaltsverzeichnis wird geladen

Das Rennen um die Punkte! Natürlich ist der Sieg bei einem Radrennen das Wichtigste für Sportler. Doch nicht jeder Erfolg zählt bekanntermaßen gleich. Neben dem Prestige geht es aber auch im Radsport um Punkte. Für die Teams sind sie die Währung, wenn sie in der WorldTour bleiben beziehungsweise dorthin aufsteigen wollen. Doch die Punktevergabe ist schon etwas skurril und nicht für jeden nachvollziehbar.

Hier die interessantesten Beispiele für die Punkteverteilung

1.300 Punkte erhält der Sieger der Tour de France. Das ist im Übrigen das Maximum an Punkten für einen Sieg. Gewinnt ein Profi den Giro d’Italia oder die Vuelta a Espana gibt es dafür lediglich 1.100 Punkte. Fast so viel erhält im Übrigen der Zweitplatzierte der Frankreich-Rundfahrt mit 1.040 Punkten.

Gewinnt ein Sportler dagegen zwei Monumente, wie im vergangenen Jahr Mathieu van der Poel, summiert sich das auf 1.600 Punkte – 800 Punkte gibt es je für Mailand-Sanremo, Paris-Roubaix, die Flandern-Rundfahrt, Lüttich-Bastogne-Lüttich sowie die Lombardei-Rundfahrt. So ist im Übrigen ein Sieg plus ein Dritter Platz bei einem Monument mit 1.340 Punkten mehr Wert als ein Erfolg bei der Tour. In der Theorie zumindest, denn bei Rundfahrten gibt es noch Punkte für Etappensieg, -platzierungen und das Tragen des Leader-Trikots sowie am Ende für die ersten Drei in der Punkte- und Bergwertung.

Ein erfolgreicher Sprinter wie Jasper Philipsen kam daher nach den 21 Etappen der Frankreich-Rundfahrt, von denen er vier erfolgreich beendete und damit den Grundstein für den Gewinn des Grünen Trikots legte, am Ende auch auf satte 1.530 Punkte!

Die 800 Punkte sind allerdings nicht die maximale Ausbeute für ein Eintages-Rennen. Die Sieger bei den Straßenrennen bei Olympische Spielen und Weltmeisterschaften erhalten je 900 Punkte. Für die Zeitfahren gibt es mit 455 Punkten einen Tick mehr als die Hälfte. Diese Punktevergabe ist allerdings per se unglücklich, da es Nationenrennen sind, die Fahrer aber Punkte für ihr World- oder ProTeam sammeln. Im schlimmsten Fall können die hier erworbenen Punkte für den Auf- oder Abstieg einer Equipe aus der WorldTour ausschlaggebend sein.

Tour Down Under so wertig wie das Criterium du Dauphine

Doch zurück zu den Etappen-Rennen. Hier korrelieren Aufmerksamkeit und Schwierigkeit des Wettkampfs nicht ganz mit den Punkteprämien. So bekommt der Gesamtsieger der Tour Down Under mit 500 Punkten genauso viel wie der Erste des Criterium du Dauphine. Im Übrigen erhalten auch die Sieger von Paris-Nizza, Tirreno-Adriatico, Tour de Romandie und Tour de Suisse diese Punktzahl.

Bei der UAE Tour, die durch die Bergetappen deutlich schwieriger als die Tour Down Under ist, gibt es für den Ersten am Ende der acht Etappen gerade mal 300 Punkte. Genauso viel wie für den Sieger bei Tour of Guangxi in China am Saisonende.

Strade Bianche als „6.Monument“ underrated

Ganz turbulent und undurchsichtig wird es bei den WorldTour-Eintagesrennen. Die beiden kanadischen Veranstaltungen – Grand Prix Cycliste de Québec und Grand Prix Cycliste de Montréal – erreichen mit 500 Punkte die Höchstpunktzahl.

Prestigeträchtigere Rennen wie Fleche Wallone, E3-Preis oder die Classica San Sebastian sowie das in Fahrerkreisen mittlerweile als sechste Monument bezeichnete Schotterrennen Strade Bianche belohnen ihre Sieger gerade mal mit 400 Punkten.

Selbst bei den beiden deutschen WT-Rennen gibt es eine Diskrepanz. Wer in Hamburg siegt erhält 400 Punkte, bei Eschborn-Frankfurt gibt es für den Ersten nur 300 Punkte. Hintergrund dessen wie im Übrigen auch bei vielen anderen Wettkämpfen liegt in der Historie. Nicht des Rennens selbst, sondern seit wann es zur WorldTour gehört.

Die Punktevergabe bei den wichtigsten Radrennen

Tour de France● Giro d’Italia
● Vuelta a Espana
● WM
● Olympische Spiele
(beides Straße)
● Mailand-San Remo
● Flandern-Rundfahrt
● Paris-Roubaix
● Lüttich-Bastogne-Lüttich
● Lombardei-Rundfahrt
● Tour Down Under
● Paris-Nizza
● Tirreno-Adriatico
● Gent-Wevelgem
● Amstel Gold Race
● Critérium du Dauphiné
● Tour de Romandie
● Tour de Suisse
● GP Québec
● GP Montréal
● Katalonien-Rdf.
● E3 Saxo Bank
● Baskenland-Rdf.
● Flèche Wallonne
● San Sebastian
● Polen-Rundfahrt
● Benelux Tour
● Cyclassics
● Bretagne Classic
● Strade Bianche 
● Cadel Evans Great Ocen Race
● UAE Tour
● Omloop Het Nieuwsblad
● Brugge – De Panne
● Dwars door Vlaanderen
● Eschborn-Frankfurt
● Tour of Guangxi 
11.3001.100900800500400300
21.040885715640400320250
3880750600520325260215
4750600490440275220175
5620495410360225180120
6520415340280175140115
742534026524015012095
836028522520012510075
92952351901601008060
10230180150135856850
Quelle: UCI

Van der Poel im Frühjahr 2023 „nach Punkten“ nur knapp besser als van Aert

Bei aller Kritik – das Punktesystem begünstigt nicht den Sieger allein. Im vergangenen Jahr beendete Mathieu van der Poel sein Frühjahr nach 13 Renntagen und zwei Monument-Erfolgen mit 2.598 Punkten. Erzrivale Wout van Aert, dem der große Triumph versagt blieb, kam dagegen auf immerhin 2.302 Punkte; bei nur 12 Renntagen.

Wer alles bis auf den „letzten Punkt“ wissen will, findet im UCI-Handbuch Regulations „Road Races“ unter Punkt 2.10.008 alle Punkte zu allen Rennen.

Von den Grand Tours über Eintagesrennen bis hinunter zu den nationalen Meisterschaften, ist hier genau aufgeschlüsselt, bis zum wievielten Platz es welche Punktzahl gibt.

Fun-Fakt: Einen UCI-Punkt bekommt beispielsweise der 15. der deutschen Meisterschaften Straße genauso wie der auf Rang 60 ins Ziel kommende Profi beim Omloop Het Nieuwsblad.

Fotos: Stefan Rachow