
© Stefan Rachow
Obwohl am Ende immer nur ein Fahrer ganz oben auf dem Podium steht, ist der Erfolg im Profiradsport ein Resultat perfekten Teamworks. Welche Mannschaften in den unterschiedlichsten Kategorien 2019 besonders stark waren, hat Alpecin Cycling in einer ganz außergewöhnlichen Jahreswertung zusammengestellt.
Das Klassiker-Team 2019: Deceuninck – Quick Step
Ohne Frage ist das Team von Patrick Léfèvre wie auch in den Jahren zuvor, nicht nur das Team mit den meisten Saisonsiegen, sondern auch die Equipe, die die Klassiker dominierte. Auch wenn die belgische Mannschaft mit Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix „nur“ zwei von fünf Monumenten gewann, so zeigte sie doch in kompletter Mannschaftsstärke ihre Klasse im Frühjahr. Vom Omloop Het Nieuwsblad über Strade Bianche bis hin zum Fleche Wallone holte die belgische Equipe neun Siege in den klassischen Eintages-Rennen – mit fünf unterschiedlichen Fahrern. Und wer sich an die Rennverläufe zurückerinnert, wird feststellen, dass auch die Art und Weise, wie das Team die Rennen beherrschte und die Siege herausfuhr, einzigartig. Denn Deceuninck-Quick Step kontrollierte die Rennen jederzeit. So konnte sich das Team sogar ein eigentlich taktisches No-Go erlauben, als bei Paris-Roubaix Yves Lampaert mit Peter Sagan im Schlepptau zum Führungsduo um seinem Mannschaftskollegen Philippe Gilbert und Nils Politt aufschloss.
Das Sprint-Team 2019: BORA-hansgrohe
Obwohl weder Elia Viviani oder Dylan Groenewegen noch Caleb Ewan in dieser Equipe fahren, hat das deutsche WorldTour-Team den Titel des sprintbesten Teams zweifellos verdient. Rund 30 von insgesamt 41 Siegen wurden im Massensprint errungen – die fünf nationalen Meisterschaften sind in dieser Bilanz komplett herausgenommen. Doch nicht allein die Summe der Erfolge, sondern auch deren Wertigkeit überzeugt. Bei allen drei großen Landesrundfahrten gewannen Pascal Ackermann, Peter Sagan und Sam Bennett Flachetappen – in Summe sechs. Dazu holten sich Ackermann mit dem Maglia Ciclamino beim Giro d’Italia und Peter Sagan mit dem Grüne Trikot bei der Tour de France auch noch die zwei „Sprinter“-Jerseys.
Das Rundfahrt-Team 2019: Jumbo-Visma
Auch wenn das Team Ineos die Tour de France souverän gewann – mit den Plätzen eins und zwei durch Egan Bernal und Geraint Thomas –, so ist doch das Team Jumbo-Visma auf das Jahr gesehen die stärkere Equipe in den Rundfahrten. In allen drei GrandTours stand ein Fahrer des niederländischen Teams auf dem Podium. Den dritten Plätzen beim Giro d‘Italia durch Primož Roglič und bei der Tour de France durch Steven Kruijswijk folgte der Sieg bei der Spanien-Rundfahrt durch Roglič. Kein anderes WorldTour-Team kann eine solche Bilanz vorweisen. Außerdem standen Fahrer des Teams noch bei sechs weiteren Rundfahrten in der Gesamtwertung ganz oben auf dem Treppchen– unter anderem bei WorldTour-Etappenrennen wie der UAE-Tour, Tirreno-Adriatico, Tour de Romandie und Binck Bank Tour.
Das Talent-Team 2019: Team Ineos
Klar, werden jetzt viele denken, mit dem erst 22 Jahre alten Egan Bernal in ihren Reihen ist der Sieg in dieser Wertung nur logisch. Aber das Team Ineos hat auch neben dem kolumbianischen Sieger der Frankreich-Rundfahrt starke junge Fahrer und gibt der „Jugend“ trotz der arrivierten Tour de France-Sieger der vergangenen Jahre um Christopher Froome und Geraint Thomas eine Chance. Allein 20 aller 26 Saisonsiege wurden von Fahrern erzielt, die zum Jahresende noch keine 25 Jahre alt sind. Neben Egan Bernal sind bereits Iván Ramiro Sosa und Pavel Sivakov echte Siegfahrer. Beide konnten bereits im Alter von 21 beziehungsweise 22 Jahren Etappen-Rennen wie die Tour of the Alps sowie die Burgos- und Polen-Rundfahrt gewinnen . Ebenfalls zu den Männern mit Zukunft zählen Rundfahrt-Talent Tao Geoghegan Hart sowie „Traktor“ Filippo Ganna dank seines großen Motor.
Das Überraschungs-Team 2019: UAE Team Emirates
Trotz der Erfolge von Jumbo-Visma ist hier zuallererst das Team UAE Emirates zu nennen. Die Equipe aus den Vereinten Arabischen Emiraten machte in der Team-Weltrangliste einen riesigen Sprung um sechs Positionen nach vorne auf Rang sechs; obwohl die Mannschaft verletzungsbedingt lange auf Fabio Aru und Neuzugang Fernando Gaviria verzichten musste. Vordere Platzierungen holte die Mannschaft bei den Frühjahrsklassikern. Höhepunkt der Sieg von Alexander Kristoff bei Gent-Wevelgem, einem der härtesten Rennen des Jahres. Dazu im Frühjahr WT-Rundfahrtsiege von Neo Profi Tadej Pogačar an der Algarve sowie der Tour of California. Beim Giro sprang Valerio Conti für seinen schwächelnden Kapitän Diego Ulissi in die Bresche und fuhr gleich mehrere Tage im Rosa Trikot. Einen goldenen Herbst bescherte der 20 Jahre alte Slowene Pogačar dann dem Team bei der Vuelta a Espana. Ihm gelangen nicht nur drei Etappensiege, sondern er wurde am Ende Dritter in der Gesamtwertung und Sieger der Nachwuchswertung.
Das unkonventionellste Team 2019: EF Education First
Zur Saison 2019 überraschte die US-amerikanische Equipe Konkurrenz und Publikum mit der Ansage, dass man in Zukunft auch bei sogenannten „alternative events“ an den Start gehen würde. Gemeint waren ganz spezielle Gravel-, Mountainbike und Cyclocross-Rennen sowie Bikepacking-Events. Das US-amerikanische Team wollte so zeigen, dass die Zukunft des Radsports nicht allein auf der Straße liegt. Anfangs wurde dies noch belächelt und als reines Marketing abgetan, aber dann sich die EF-Profos dann aber in genau solchen Rennen. Und zwar nicht nur an der Startlinie, sondern auch auf dem Podium. Bei der inoffiziellen Gravel-Weltmeisterschaft Dirty Kanza wurde Alex Howes Dritter, Lachlan Morton gewann das GB-Duro, ein prestigeträchtiges Bikepacking-Event in Großbritannien. Beim berühmten Leadville 100, einem Langstreckenmountainbike-Rennen sowie beim Three Peaks Cyclocross belegten die EF-Profis ebenso vordere Plätze. „Ganz nebenbei“ gewann EF-Profi Alberto Bettiol auf der Straße die Flandern-Rundfahrt.
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