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Tour de France 2023: Favoriten auf den Gesamtsieg

Übersicht

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Gut ein Dutzend Radprofis kämpfen um das begehrte Gelbe Trikot und den Sieg bei der 110. Tour de France. Alpecin Cycling stellt die Protagonisten für die Gesamtwertung vor.

Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma)

Bei seinem dritten Tour-Start geht der 26 Jahre alte Däne erstmals als alleiniger und unumstrittener Kapitän seines Teams an den Start. Eine neue Situation, der er aber aufgrund der letzten Ergebnisse entspannt entgegensehen kann.

Zwar verlor er das einzige Duell in diesem Jahr klar gegen Tadej Pogačar bei Paris-Nizza im März. Danach aber zeigte die Formkurve des Jumbo-Visma-Fahrers steil nach oben. Es folgten souveräne Etappen- und Gesamtsiege im Baskenland und beim Critérium du Dauphiné. Hinter beziehungsweise im Wind vor ihm steht eine extrem starke Truppe. Neben Wout van Aert, ein unglaublich starker Sepp Kuss und wiedererstarkter Wilco Kelderman, der bei der Tour de Suisse Platz vier belegte.

Tadej Pogačar (UAE Team Emirates)

Wie fit ist der zweifache Tour-Sieger, wenn er am 1. Juli in Bilbao am Start steht? Die Antwort auf diese Frage wird entscheidend sein für den Verlauf der Tour de France. Nach einem unglaublich starken Frühjahr warfen ihn die Frakturen, die er sich bei Lüttich-Bastogne-Lüttich zugezogen hatte, in seinem Trainingsprozess zurück. Um wie viel weiß nur er selbst und sein Team.

Apropos Team. Die Equipe wirkt auch dank der Verpflichtung von Adam Yates noch um einiges stärker als in den Jahren zuvor und es wird für die Konkurrenz schwerer werden, ihn zu isolieren. Der Start im Baskenland mit den Klassikeretappen kommt seinen Fähigkeiten eher entgegen als denen von Jonas Vingegaard. Für den Dänen sprechen dafür die elend langen und schweren Anstiege in den Alpen.

Mikel Landa (Bahrain Victorious)

40 Renntage hat der 33 Jahre alte Spanier bereits in den Beinen, wenn er in Bilbao zu seiner insgesamt sechsten Tour antritt. Zuletzt war er im Corona-Jahr 2020 beim Grand Boucle am Start und holte damals mit Rang vier sein bestes Ergebnis bei der Tour. Bis zum Frühjahrsklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich, den er nicht beenden konnte, fuhr er eine starke Saison. Beim Critérium du Dauphiné blieb er dann mit Rang 22 allerdings weit hinter den Erwartungen zurück.

Richard Carapaz (EF Education-EasyPost)

Von seinem Teamchef Jonathan Vaughters als der Herausforderer der großen Zwei angepriesen, bleibt der Olympiasieger aus Ecuador in dieser Saison noch hinter den Erwartungen zurück. Bei allen drei – kürzeren – Rundfahrten, die er bestritt, war er weit entfernt von den Top Ten im Gesamtklassement. Aufhorchen ließ er lediglich mit dem Sieg bei der Classic Alpes-Maritimes.

Sollte Richard Carapaz nicht in Schwung kommen, könnte sein Teamkollege Neilson Powless die Rolle des GC-Leaders übernehmen. Der US-Amerikaner war im vergangenen Jahr bei de Tour bereits 12. Oder Altmeister Rigoberto Uran „dieselt“ sich in drei Wochen durch Frankreich noch mal ganz weit nach vorne.

Enric Mas (Movistar)

Er muss die Lücke schließen, die Alejandro Valverde bei Movistar hinterlassen hat. Eine schwere Bürde für Mas, der bereits in seinen früheren Jahren mit Alberto Contador verglichen wurde. Mas ist allemal für Platz auf dem Podium gut. Sollten Pogi oder Vingo nicht in Paris angekommen, hat er auch das Zeig dazu eine Stufe höher zu klettern. Dass nur ein Zeitfahren, dazu auch noch auf hügeligem Terrain stattfindet, kommt dem 28-Jährigen sehr entgegen. Gespannt darf man sein, ob der Start in seinem Heimatland und die sicher damit verbundene Erwartungshaltung, ihn mehr pusht als lähmt.

David Gaudu (Groupama-FDJ)

“Der nächste französische Tour-Sieger“ – nach Bardet und Pinot ist er der Fahrer, dem diese vermeintliche Ehre zuteil wird. Die Grand Nation sucht händeringend den Nachfolger von Bernard Hinault. Ob Gaudu es schaffen wird? Wohl nicht in diesem Jahr. Zu groß ist der Abstand mittlerweile wieder zu Vingegaard und Pogačar.

Während der Franzose bei Paris-Nizza noch den dänischen Toursieger distanzieren konnte, schlug dieser Gaudu bei der Baskenland-Rundfahrt. Beim Tour-Test „Critérium du Dauphiné“ rangierte Gaudu nur unter fernerliefen. Gut möglich, dass seine Teamkollege Thibaut Pinot bei seiner letzten Tour in die Bresche springt, nochmal „seine Stäbchen“ glühen lässt und in die Top fünf fährt.

Romain Bardet (Team DSM-Firmenich)

Ursprünglich zur Saison 2021 zum Team von Iwan Spekenbrink gewechselt, um nicht mehr die Last eines GC-Fahrers zu tragen wie noch bei AG2R, wird der 32-jährige Franzose wieder der Leader seiner Equipe sein. Vergangenes Jahr kam er am Ende bei der Tour auf Platz sechs. Bei seiner Konstanz und der bis dato guten Saison, dürfte ein ähnliche Platzierung mehr als möglich sein, zumal auch Bardet kein Freund von Zeitfahren ist, wohl aber von Eintages-Rennen. So könnte ihm gerade der Beginn der Tour im Baskenland entgegenkommen.

Ben O’Connor (Ag2r-Citroën)

Der Stern des Australiers ging bei der Tour de France 2021 auf, als er die schwere und verregnete Alpenetappe nach Tignes gewann sowie im Laufe der Rundfahrt seine Top-Platzierung in der Gesamtwertung bis nach Paris behauptete und am Ende Vierter wurde. Im vergangenen Jahr musste er die Frankreich-Rundfahrt verletzungsbedingt verlassen, wurde dann aber bei der Vuelta Achter. In der bisherigen Saison liegt der 27-Jährige auf Kurs, was sein dritter Gesamtrang bei der „Dauphine“ beweist, wo er auch ein. starkes Zeitfahren „hinlegte“.

Jai Hindley (Bora-Hansgrohe)

Schon seit vergangenem Herbst stand fest, dass der Australier der Leader für die deutsche Equipe bei der Tour de France sein wird. Seine komplette Saison ist auf die Frankreich-Rundfahrt ausgerichtet, die er zum ersten Mal bestreiten wird. Der Giro-Sieger von 2022 scheint, wie Platz vier bei der „Dauphine“ belegt, „in der Spur zu sein“. Eine seiner größten Fähigkeiten liegt darin, sich schnell zu erholen. Man wird also gespannt sein dürfen, wie es für ihn in den Alpen läuft und ob er der Mann für die 20. Etappe in den Vogesen sein wird.

Mattias Skjelmose (Lidl-Trek)

Vieleicht etwas zu vermessen, den 22 Jahre alten Dänen in den erweiterten Favoritenkreis, um den Tour-Gesamtsieg mitaufzunehmen. Aber der Lidl-Trek-Profi fuhr bislang eine unglaubliche starke Saison. Nicht nur der Sieg bei der Tour de Suisse zählt dazu, auch drei Top Ten-Platzierungen bei den Ardennen-Klassikern. Sein Team geht ohne echten GC-Leader an den Start, aber gerade der Auftakt im Baskenland kommen ihm und seinem Teamkollegen Giulio Ciccone, der den Giro Corona-bedingt sausen lassen musste, extrem entgegen.

N.N. (INEOS Grenadiers)

Daniel Martínez, Carlos Rodríguez, Egan Bernal oder aber auch Tom Pidcock könnten hier stehen. Genaues weiß man nicht. Es wird wohl erst die Tour selbst entscheiden, wer in die Rolle des GC-Kapitäns hineinrutscht, wenn es diesen denn überhaupt gibt. Mit Geraint Thomas und Tao Geoghegan Hart standen die momentan zwei stärksten Klassementfahrer der britischen Squad beim Giro am Start – mit bekanntem Ausgang.

Hatte man noch vor ein paar Jahre ein Luxus-Problem, wer der Leader bei dem größten Radrennen der Welt ist, so nimmt man es heute lockerer, was die Equipe auch sympathischer hat werden lassen. Für den erst 22 Jahre alten Carlos Rodríguez wird seine erste Tour ein wichtiger Lernprozess sein. Und für Egan Bernal ist es der erste Auftritt bei „Le Tour“ seit seinem schweren Unfall.

Fotos: Photonews.be