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Tour de France-Analyse: Die wichtigsten Erkenntnisse nach der ersten Woche

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Alleskönner Pogi

Der zweifache Tour de France-Sieger dominiert auf jedem Terrain. Was wurde im Vorwege geschrieben, wie schwierig die erste Woche doch für die GC-Favoriten werden könnte und ob Tadej Pogacar dem Stress gewachsen sei. War und ist er! Im Zeitfahren ohne großes Risiko auf Regen in die Top fünf. Auf dem Pave nicht nur präsent, sondern der Stärkste aller GC-Fahrer; und wenn die Straße ansteigt, unschlagbar – bis jetzt. Einzig was ihm Sorgen bereiten könnte, ist, dass sein Team nicht so stark wie erwartet ist. Doch bislang konnte dies der Chef kompensieren.

Supermann Wout

Keiner schafft den Switch vom Siegfahrer zum Edeldomestiken so souverän wie der Belgier. Binnen 24 Stunden wandelt sich Wout van Aert – wie auf Etappe vier und fünf zu sehen. Erst gewann er den Tagesabschnitt am Ärmelkanal, dann spannt er sich vor seinen Kapitän und fährt im Alleingang Minutenabstände auf dem Kopfsteinpflaster zu. Zwei Etappensiege und die vier Tage im Gelbe Trikot kann ihm keiner mehr nehmen. Grün hat er (fast) sicher. Der Einzige, der ihm das noch streitig machen könnte, ist Tadej Pogacar. Die Frage, die sich jetzt schon stellt: Macht van Aert in den kommenden Jahren vielleicht mal Jagd aufs Podium?

Ineos Grenadier mit cleverer Taktik im „Windschatten“

Mit den drei Trümpfen Adam Yates, Daniel Felipe Martínez und Geraint Thomas ist die britische Equipe in diese Tour gegangen. Viele hielten es nicht für möglich, dass man sich auf mehr als einen maximal zwei Fahrer konzentrieren könnte. Während Daniel „Udo“ Martinez sich auf Etappe neun aus den Top Ten verabschiedete, scheint ein anderer gefallen an der Grand Tour zu finden. Der Olympiasieger im Mountain Bike, Tom Pidcock fährt ganz vergnügt in den Top Ten mit. Viel Energie haben die Jungs, die auch die Teamwertung anführen, bislang noch nicht verschleudert. Bislang haben sie Jumbo-Visma sowie UAE arbeiten lassen. Wird die Tour in Woche zwei und drei zum Ausscheidungsfahren, könnten die Grenadiere ihre Trümpfe ausspielen.

Jasper Philipsen – der „stärkste“ Sprinter noch ohne Sieg

Der Stärkste ist nicht immer der Sieger – gerade bei Radrennen. So kommt es auch, dass Jasper Philipsen, Top-Sprinter aus dem Alpecin-Deceunick-Team, noch nicht ganz oben auf dem Treppchen stehen durfte. Auf Etappe zwei war er eingebaut und auf Etappe drei hätte die Ziellinie nur zwei Meter später kommen müssen, dann wäre er mit seinem Speed nach einem langen Sprint Erster geworden. Auf Abschnitt vier schlug er die Konkurrenz, nur leider war Wout van Aert enteilt – und übers Pflaster hielt er sich in der ersten großen Verfolgergruppe und gewann deren Sprint. Auch bei der Ankunft in Longwy war er bis zum letzten Anstieg vorne mit dabei. Es ist hoffentlich nur eine Frage der Zeit, wann es für ihn klappt.

Intensive erste Woche in Frankreich, Belgien und der Schweiz

Seitdem die Tour in Frankreich angekommen ist, ist jeden Tag richtig Radrennen! Eine Binsenweisheit, schließlich ist die Tour das wichtigste Radrennen der Welt. Trotz allem bekommt man den Eindruck, dass die Etappen extrem intensiv gefahren werden:  sowohl vorne an der Spitze als auch im Feld. Es dauert lange bis die Gruppe steht und hinten im Peloton werden die Füße (noch) nicht hochgelegt, sondern mit Verve nachgefahren.

Große Stimmung, wenig Spannung in Dänemark

Was hatten sich die Experten und Radspotfans von den beiden Straßenetappen in Dänemark versprochen. Dramatik pur –Windkantenspektakel, spannenden Ausreißversuchen und abgehängte GC-Fahrer – sahen sie vor ihrem geistigen Auge. Genau wie der eine oder andere Teamchef. Doch was kam, war nur ein laues Lüftchen. Auf der dritten Etappe durfte der Lokalmatador Magnus Cort sogar sein am Tag zuvor errungenes Bergtrikot durch die Menschenmassen „spazieren fahren“ – und die Etappe endete wie die am Tag zuvor in einem Massensprint. Der Stimmung tat das keinen Abbruch – ganz im Gegenteil. Trotzdem begann für viele Fahrer die Tour erst so richtig am Dienstag in Frankreich.

Fotos: Photonews.be, Stefan Rachow