Start Profi-Sport Vorschau Ardennenklassiker: Amstel Gold Race 2024

Vorschau Ardennenklassiker: Amstel Gold Race 2024

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Das Amstel Gold Race in den Niederlanden am Sonntag, 14. April macht den Auftakt zur Ardennen-Woche. Es folgen am Mittwoch darauf der Fleche Wallone mit der Zielankunft an der Mauer von Huy sowie am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich, die Mutter aller Klassiker.

Die Profis verlassen also die flandrischen Frühjahrsklassiker und nähernd sich den Anstiegen der Ardennen. Auch wenn die Niederlande keine richtigen Berge haben, so machen doch die 33 kurzen und knackigen Anstiege auf der 253,6 Kilometer lange Strecke von Maastricht nach Berg en Terblijt extrem schwer.

Der deutsche Rad-Profi Simon Geschke, der 2014 beim Amstel auf Platz sechs landete, und einige Jahre nur unweit der Strecke wohnte, erklärte gegenüber der Zeitschrift RoadBIKE vor einigen Jahren die Eigenheit des Rennens: „Jeder der Anstiege für sich ist eigentlich gut zu fahren. Im Training lassen sich einige sogar auf dem großen Blatt hochkurbeln, aber im Renntempo kosten sie unheimlich viele Körner. Gerade wenn man schon 120 Kilometer in den Beinen und es erst so richtig losgeht. Die Anstiege wie der Cauberg sind zwar relativ kurz, aber zum Hochsprinten schon etwas zu lang. Wer es probiert, dem schlafen die Beine ein. Der Eyserbosweg ist ebenfalls tückisch: Er beginnt unten flach und wird dann zur Hälfte unheimlich steil. Zudem bläst auf den ‚Hochebenen‘ der Wind gewaltig.“

Auch wenn das „Amstel“ aufgrund seines jugendlichen Alters von knapp 60 Jahren keinen Monumentstatus besitzt, so ist es doch ein sehr prestigeträchtiges Rennen – gerade für die einheimischen Fahrer und Teams, da es auch das einzige niederländische World-Tour-Eintagesrennen im Kalender ist.

Große Name haben hier schon gewonnen und der ehemalige Finalanstieg Cauberg sowie die Gegend um den Zielort Valkenburg waren schon mehrmals Schauplatz von Rad-Weltmeisterschaften und Tour-de-France-Etappen.

Heute wie damals konnten sich ganz große Namen in die Siegerlisten eintragen. Eddy Merckx, Joop Zoetemelk, Johan Museuw, Erik Zabel, Philippe Gilbert oder Jan Raas, der das Rennen fünf Mal gewann. In der jüngsten Vergangenheit standen Tadej Pogacar, Wout van Aert und Mathieu van der Poel auf der obersten Stufe des „Bier-Rennens“ durch Limburg. Letzterer zählt nach seinen Triumphen in Flandern und bei Paris-Roubaix sowie der Abwesenheit der beiden anderen in diesem Jahr zu den Top-Favoriten.

Die Strecke des Amstel Gold Race 2024

Das „Rennen der Windmühlen“ wird im Dreiländereck der Niederlande, Deutschlands und Belgien ausgetragen und führt über die Hügel der Region Limburg.

Das niederländische WorldTour-Rennen startet wie schon im Vorjahr auf dem Markt in Maastricht. Von dort fahren die Profis erst nördlich über Urmond nach Sittard, ehe sie dann wieder in Richtung Südosten auf die „Achterbahn“ in der Provinz Limburg einbiegen. Zwar gibt es auf den ersten 50 Kilometer auch schon „Beklimminge“ wie die Anstiege auf Niederländisch heißen, aber im Epizentrum des Rennens häufen sich dann diese Stiche. Und es geht ständig nicht nur hoch und runter, sondern – teilweise auf schmalen Straßen – links und rechts.

Einen kurzen Abstecher nach Belgien machen die Profis dann gegen Rennmitte. Hoch zum Drielandenpunt in Vaals führt der Parcours – im Übrigen mit der 330 Meter über Meereshöhe die Cima Coppi des Amstel Gold Races.

Das Finale wird dann spätestes mit dem Cauberg eingeläutet, der 2024 nur zwei Mal erklommen wird. Bei Rennkilometer 171,5 wird er passiert und danach fahren die Profis das erste Mal über die Zielpassage in Berg en Terblijt. Danach folgt eine gut 65 Kilometer lange Runde mit 10 Anstiegen. Darunter Keutenberg, Eyserbosweg, Gulperberg und die zweite Überfahrt des Caubergs.

Die heiße Phase beginnt gut 40 Kilometer vor dem Ziel, wo auf einer Distanz von weniger als 10 Kilometern mit Kruisberg, Eijserbosweg, Fromberg und dem gefürchteten Keutenberg vier schwere Anstiege im Weg stehen.

Nach der erneuten Überfahrt der Ziellinie folgt noch eine kleine Zielrunde über 16 Kilometer, auf der die Anstiege Geulhemmerberg und der Bemelerberg, letzterer sieben Kilometer vor Ziel, noch die Gelegenheit bieten, sich mit einem explosiven Antritt abzusetzen.

Alle Anstiege des Amstel Gold Race 2024

1. Maasberg | 0,3 Kilometer bei 5,1 Prozent | Rennkilometer 12,3
2. Adsteeg | 0,7 Kilometer bei 4,7 Prozent | Rennkilometer 32,1
3. Bergseweg | 2,5 Kilometer bei 3,3 Prozent | Rennkilometer 49,1
4. Korenweg | 0,9 Kilometer bei 4,7 Prozent | Rennkilometer 51,6
5. Nijswillerweg | 1,3 Kilometer bei 2,7 Prozent | Rennkilometer 57
6. Rijksweg N278 | 3 Kilometer bei 2,9 Prozent | Rennkilometer 67
7. Wolfsberg | 0,9 Kilometer bei 3,4 Prozent | Rennkilometer 86,3
8. Loorberg | 1,4 Kilometer bei 5,3 Prozent | Rennkilometer 89,5
9. Schweibergerweg | 2, 3 Kilometer bei 4,6 Prozent | Rennkilometer 102
10. Camerig | 3,7 Kilometer bei 4,2 Prozent | Rennkilometer 109,6
11. Drielandenpunt | 3 Kilometer bei 3,8 Prozent | Rennkilometer 120,1
12. Gemmenich | 0,9 Kilometer bei 6 Prozent | Rennkilometer 123,1
13. Vijlenerbos | 1,4 Kilometer bei 5,5 Prozent | Rennkilometer 128,5
14. Eperheide | 2,4 Kilometer bei 4,7 Prozent | Rennkilometer 135,7
15. Gulperberg von Party | 0,5 Kilometer bei 9,8 Prozent | Rennkilometer 143,7
16. Plettenberg | 1 Kilometer bei 3,5 Prozent | Rennkilometer 147,5
17. Eyserweg | 2 Kilometer bei 4,6 Prozent | Rennkilometer 151,1
18. St. Remigiusstraat | 1,4 Kilometer bei 5,2 Prozent | Rennkilometer 154,4
19. Vrakelberg | 0,5 Kilometer bei 7,6 Prozent | Rennkilometer 160
20. Sibbergrubbe | 1,8 Kilometer bei 4 Prozent | Rennkilometer 168
21. Cauberg | 0,8 Kilometer bei 6,6 Prozent | Rennkilometer 171,5
22. Geulhemmerberg | 0,7 Kilometer bei 6,6 Prozent | Rennkilometer 176
23. Keerderberg | 1,8 Kilometer bei 3,6 Prozent | Rennkilometer 184
24. Bemelerberg | 1 Kilometer bei 4,4 Prozent | Rennkilometer 188,4
25. Loorberg | 1,4 Kilometer bei 5,3 Prozent | Rennkilometer 202,1
26. Gulperberg | 0,9 Kilometer bei 5,5 Prozent | Rennkilometer 208,7
27. Kruisberg | 0,7 Kilometer bei 7,3 Prozent | Rennkilometer 213,4
28. Eyserbosweg | 1,1 Kilometer bei 7,6 Prozent | Rennkilometer 215,6
29. Fromberg | 1,7 Kilometer bei 3,8 Prozent | Rennkilometer 220
30. Keutenberg | 1,6 Kilometer bei 5,2 Prozent | Rennkilometer 225,3
31. Cauberg | 0,8 Kilometer bei 6,6 Prozent | Rennkilometer 234,1
32. Geulhemmerberg | 0,7 Kilometer bei 6,6 Prozent | Rennkilometer 238,5
33. Bemelerberg | 1 Kilometer bei 4,4 Prozent | Rennkilometer 248,4

Favoritencheck: Wer gewinnt das Amstel Gold Race 2024?

Nach seinen Erfolgen im Frühjahr und seiner bestechenden Form vom vergangenen Sonntag bei Paris-Roubaix, ist Mathieu van der Poel der Top-Favorit bei diesem Rennen. Zumal mit Tadej Pogacar und Wout van Aertdie Sieger der beiden vergangenen Austragungen nicht am Start stehen.

Aber in Abwesenheit von Pogacar darf sein Team bei diesem Rennen keineswegs unterschätzt werden. Mit Marc Hirschi, dem jungen Jan Christen und Finn Fisher-Black bringen sie hier starke Eintagesfahrer an den Start. Hinzu kommt sicher noch der eine oder andere kletterstarke GC-Fahrer aus dem UAE Team Emirates.

Apropos Kletterer. Eigentlich ist das Rennen zu leicht für dieses Fahrerspezies, denn die richtigen Anstiege kommen erst eine Woche später bei Lüttich-Bastogne-Lüttich. Das Amstel bevorteilt eher Fahrer, die explosiv und schnellkräftig die kurzen Kicker fahren können analog zu den Anstiegen in den Flandern. Zudem ist auf den schmalen, windanfälligen Straßen die Positionierung enorm wichtig. Das Finale führt über kleine, verwinkelte Straßen, was den Rennverlauf weniger berechenbar macht, weil sich die vorentscheidende Gruppe im Finale fast zu jedem Zeitpunkt bilden kann.

Wer das nach der Amstel-Brauerei benannte „Bierrennen“ gewinnen will, muss gut die Anstiege hochkommen, braucht aber auch den Instinkt für die richtige Attacke und ein starkes Team.

Einer der beides vereinen kann, ist Tom Pidcock. Der Ineos Grenadiers-Profi stand hier schon zwei Mal auf dem Podium und hat mit Michal Kwiatkowski einen zweifachen Amstel-Sieger in seinem Team.

In der Breite stark wird auch das das einheimische Team Visma | Lease a Bike auftreten – und kann dann je nach Rennsituation seine Karten wie beispielsweise Tiesj Benoot ausspielen.

Nicht unbedingt ein Top-Favorit, aber ein Fahrer, mit dem auch eine Woche später bei Lüttich-Bastogne-Lüttich zu rechnen sein wird, ist der Deutsche Max Schachmann. Der Bora-hansgrohe-Profi zeigte bei der Baskenland-Rundfahrt eine starke Leistung. Ein Beleg, dass seine Formkurve weiter nach oben zeigt. Schachmann war 2021 beim Amstel bereits Dritter und 2019 bei van der Poels Sieg Fünfter.

Gespannt darf man auch auf den Auftritt des Vorjahreszweiten Ben Healy (EF Education-EasyPost) sein. Erreicht er die Form von 2023, kann er um den Sieg mitfahren.

Das Team Alpecin-Deceuninck beim Amstel Gold Race 2024

An der Seite des Top-Favoriten und amtierenden Weltmeister Mathieu van der Poel gehen Søren Kragh Andersen, Quinten Hermans, Axel Laurance , Xandro Meurisse, Oscar Riesebeek und Gianni Vermeersch ins Rennen.
Fast alle diese Fahrer unterstützten van der Poel bei seinen Erfolgen in Roubaix und bei der Ronde. Neu hinzugekommen ist Quinten Hermans. Er bewies mit einem Etappensieg bei der Baskenland-Rundfahrt sowie dem sechsten Platz beim Brabantse Pijl seine starke Form.

Fotos: Photonews.be
Grafiken: Amstel Gold Race