Im französischen Levin kommt es bei den Cyclocross-Weltmeisterschaften 2025 am Sonntag, den 2. Februar, nun doch zum Schlagabtausch zwischen den beiden Großen der Szene: Mathieu van der Poel gegen Wout van Aert. Ein Duell, das den Querfeldeinsport bei der Elite seit fast einem Jahrzehnt dominiert. Haben andere Fahrer überhaupt noch eine Chance, in diesen Kampf um Gold einzugreifen, oder bleibt ihnen nur der dritte Platz?
Die Antwort auf diese Frage hängt auch davon ab, welche Bedingungen am Sonntagnachmittag in Lievin herrschen werden. Wenn es trocken ist, ist es eine sehr schnelle Strecke. Sollte es aber anhaltend regnen, wird es eher matschig und es könnte zusätzliche Laufpassagen geben, was sich wiederum stärker auf das Kräfteverhältnis zwischen den Startern auswirken dürfte.
Duell der Erzrivalen Mathieu van der Poel versus Wout van Aert
Doch zunächst zum großen Favoriten Mathieu van der Poel. Der dreißigjährige Alpecin-Deceuninck-Profi hat sich zum Ziel gesetzt, in dieser Saison seinen siebten Weltmeistertitel bei der Elite einzufahren und mit Rekordweltmeister Erik De Vlaeminck gleichzuziehen.
Im Vergleich zu 2024 hat van der Poel, nach eigenen Aussagen, seine Cyclocross-Saison genau auf den 2. Februar abgestimmt. Einzig was unplanmäßig dazwischen kam, war die angebrochene Rippe, die er sich Ende des vergangenen Jahres zuzog. Allerdings hatte man am vergangenen Wochenende sowohl in Maasmechelen als auch in Hoogerheide nicht den Eindruck, dass diese ihn behindern würde, wenngleich er auch zugab, doch noch etwas zu spüren.
Van der Poel hat von den sieben Rennen, bei denen er in dieser Cross-Saison angetreten ist, siebenmal gewonnen. Zweimal war bei diesen Wettkämpfen auch Wout van Aert mit am Start. Beim Azencross wurde der Belgier aus dem Team Visma | Lease a Bike Vierter, in Maasmechelen belegte er nach einem starken Start am Ende Rang zwei.
Mathieu van der Poel ist Top-Favorit auf den WM-Titel
Doch hat Wout van Aert überhaupt eine Chance? Sein eigener Coach, Mathieu Heijboer, beziffert die Chance gegenüber Sporza bei 10 Prozent, dass sich der Belgier nach 2016, 2017 und 2018 seinen vierten Weltmeistertitel holt. Bei alldem, was im Vorwege passiert ist, wie das Training aufgebaut ist und auch wie die vorhergehenden Rennen ausgegangen sind, hat Mathieu van der Poel die weitaus besseren Karten.
Mag sein, dass ihn die unverhoffte Bekanntgabe von Wout van Aert am vergangenen Sonntag, jetzt doch an den Weltmeisterschaften anzutreten, kurz aus der Fassung oder zum Nachdenken gebracht hat, aber der Niederländer hat in der Vergangenheit, sprich 2022 und 2023, in Duellen gegen van Aert auch immer wieder gezeigt, dass er der Stärkere und Clevere ist. Ein weiterer Vorteil für van der Poel ist, dass er aufgrund der gesammelten UCI-Punkte in dieser Saison viel weiter vorne startet als van Aert
Für van der Poel wird es letztendlich entscheidend sein, nach der Startphase als Erster oder einer der Ersten ins Gelände zu gehen und dann sehr wahrscheinlich von der Spitze weg aufzudrehen mit der Möglichkeit, seine eigene Spur im Gelände zu finden. In der Vergangenheit reichten meistens zwei sehr schnelle und starke Runden aus, um die Konkurrenz zu distanzieren. Van Aerts Chancen sind besser, wenn schweres Geläuf die Profis zum Laufen zwingt, da er hier zu den Sportlern zählt, die das nicht aus dem Rhythmus bringt und er sich während dieser Abschnitte sogar ein wenig erholen kann, wenn man das überhaupt bei einem intensiven, einstündigen Rennen sagen kann.
Spannender Kampf um Bronze?
Doch wer kann jetzt mit van Aert oder van der Poel überhaupt mithalten? Technisch extrem stark ist Michael Vantourenhout (Belgien), der Gesamtweltcupsieger der aktuellen Saison, der auch zuletzt in Hoogerheide zeigte, wie stark er ist. Allerdings muss Vantourenhout über die Fahrtechnik kommen.
Bei einem schnellen Rennen könnte auch Jungstar Thibau Nys aus Belgien eine Chance haben, in die Medaillen zu fahren. Der Belgier, dessen Vater Sven mehrfacher Cyclocross-Weltmeister war, zeigte in Benidorm bei seinem Sieg, zu was er zu leisten im Stande ist.
Vergangenes Wochenende lief es bei zugegeben morastigen Bedingungen nicht gut für den 23-Jährigen, wobei er auch gesundheitlich leicht angeschlagen war. Apropos Gesundheitszustand: Joris Nieuwenhuis, genesen von einer Gürtelrose, scheint immer besser in Fahrt zu kommen. Die Frage ist nur, hat der Niederländer noch einmal die Substanz für einen solch harten Wettkampf oder wird er tatsächlich von Rennen zu Rennen besser und die Formkurve steigt an? Ist Letzteres der Fall, so könnte der Niederländer, der 2024 bei den Weltmeisterschaften in Tabor Zweiter hinter Mathieu van der Poel wurde, auch aufs Treppchen fahren oder vielleicht sogar konservativ, van Aert Paroli bieten.
Wer zuletzt auch stark gefahren ist, beziehungsweise wieder stark ist und dementsprechend stark gefahren ist, ist Lars van der Haar. Der 33 Jahre alte Niederländer zeigte in den vergangenen Rennen, dass mit ihm zu rechnen ist.
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