Am 6. August 2023 finden die Straßen-Rad-Weltmeisterschaften der Männer in Schottland statt. Das prestigeträchtige Rennen um das Regenbogentrikot beginnt in Edinburgh und endet nach 271,1 Kilometern mit rund 3600 Höhenmetern in Glasgow. Aufgrund dieser Distanz ist es einer der längsten Wettkämpfe in der Geschichte der Straßen-Weltmeisterschaften überhaupt.
Männer-Rennen zu Beginn der Straßen-Weltmeisterschaften
Nur zwei Wochen nach Ende der Tour de France folgt mit den WM-Straßenrennen der Männer das nächste Highlight. Normalerweise ist dieser Wettbewerb immer der „krönende“ Abschluss der Straßen-Weltmeisterschaften im Herbst, aber dieses Jahr ist alles anders. Geschuldet dem positiven Umstand, dass in Schottland 2023 eine „Super-Rad-WM“ beziehungsweise „Olympia für Radsportler“ stattfindet. Das bedeutet, dass neben den Wettkämpfen auf der Straße auch die Bahnwettbewerbe, sowie die Rennen der Mountainbiker, BMXler sowie Paracycler stattfinden.
Das Männerrennen startet in Edinburgh, der Hauptstadt Schottlands. In westlicher Richtung fahren die Nationalfahrer am Meeresarm der Nordsee „Firth of Forth“ entlang und gelangen dann über die Städte Falkirk und Denny ins hügelige Hinterland. Dort muss das Peloton auch den einzigen langen Anstieg erklimmen: die Crow Road ist 5,8 Kilometer lang und durchschnittlich vier Prozent steil. Von dort oben sind es allerdings noch 177 Kilometer bis ins Ziel, aber nur noch rund 23 Kilometer bis die Fahrer auf den Rundkurs in Glasgow einbiegen.
Der Stadt-Kurs in Glasgow
De 14,4 Kilometer lange Circuit ist das Herz des Rennens und muss von den Fahrern zehn Mal absolviert werden. Da er aufgrund seiner vielen Richtungsänderungen und dem ständigen Auf und Ab technisch anspruchsvoll zu fahren sein wird, werden die großen Nationen schon in Position fahren, wenn die Strecke von der breiten Zufahrtstraße auf den Stadtkurs einbiegt.
Apropos Richtungsänderungen. Der deutsche Nationaltrainer Robert Pawlowsky sagte im CyclingMagazine-Podcast, das auf einen einzigen Kilometer-Rennstrecke 3,1 Neunzig-Grad-Kurven kommen. Apropos Anstiege: Richtig flach wird es auch nicht. Mehrere knackige, wenn auch kurze Anstiege ziehen den Rennfahrern langsam, aber gewaltig Körner.
Unspektakulär mit Namen wie St. Vincent Street/Douglas Street, Gillmorehill, University Avenue, Great George Street, Kelvingrove Park und Scott Street. Der vielleicht Rennentscheidendste ist die Montrose Street mit einer Länge von 160 Meter bei über 13 Prozent Steigung im Schnitt. Sie liegt rund eineinhalb Kilometer vor dem Ende einer jeden Runde beziehungsweise vor dem Ziel.
Dieser Anstieg in Profikreisen seit den Commonwealth Games 2014 und den Rad-Europameisterschaften 2018 als „Mur de Montrose“ bekannt, könnte also zum Scharfrichter werden.
Rennentscheidend wird allerdings auf solch einem langen und im zweiten Teil, dem Glasgow Circuit, technisch anspruchsvollen Kurs neben dem „Stehvermögen“ die Positionierung und die Konzentrationsfähigkeit sein. Schnell kann das Feld reißen und auch der Ziehharmonikaeffekt wird für die Fahrer im hinteren Drittel des Pelotons zur Belastung werden.
Die Favoriten auf den WM-Sieg
Klassikerspezialisten wie Wout van Aert (Belgien) und Mathieu van der Poel (Niederlande) werden sich auf dem Kurs sicher wohlfühlen. Sie sind die ständigen Antritte – auch aus dem Crosssport – gewohnt und können sehr gut Position fahren. Außerdem können sie sich auch über lange Zeit, wie bei den Frühjahrsrennen üblich, konzentrieren. Genauso wie Matteo Trentin (Italien), der auf einem ähnlichen, wenn auch kürzeren Kurs in Glasgow 2018 vor den beiden Genannten Europameister wurde.
Auch muss man die beiden Ex-Weltmeister Julian Alaphilippe (Frankreich) und Mads Pedersen (Dänemark) zu den Favoriten zählen genauso wie die Wunderkinder Tadej Pogačar (Slowenien) und Remco Evenepoel (Belgien), den Titelverteidiger. Die beiden „Jungen“ sind vielleicht nicht die typischen Stop-and-Go-Racer, können aber mit ihrer Physis viel ausgleichen. Die Frage ist ja auch: Wer setzt wann seine Attacke und wie groß sind die Gruppen?
Hier haben Nationen wie Belgien und die Niederlande – Dylan van Baarle teilt sich die Kapitänsrolle mit van der Poel – aber auch Frankreich und mit leichten Einschränkungen Dänemark ihre Stärken. Sie sind breit aufgestellt und können unterschiedliche Karten ausspielen. Selbst auf einen Sprint können es die großen drei Nationen ankommen lassen, da sie mit Jasper Philipsen (Belgien), Christophe Laporte (Frankreich) und Olav Kooji (Niederlande) klassikererfahrene, endschnelle Männer in ihren Reihen haben.
Nicht zu den absoluten Favoriten zu zählen, aber immer für eine Überraschung gut sind Michael Matthew (Australien) sowie die beiden Schweizer Marc Hirschi und Stefan Küng genauso wie der Ex-Weltmeister von 2014, Michał Kwiatkowski. Der Pole ist 2023 zu alter Stärke zurückgekehrt und ist ein sehr guter Techniker.
Die Profis des Team Alpecin-Deceuninck bei den Straßen-Weltmeisterschaften 2023
Neben Mathieu van der Poel und Jasper Philipsen treten noch sechs weitere Alpecin-Deceuninck-Profis bei den Straßen-Rad-Weltmeisterschaften an:
Grafiken: UCI
Fotos: Photonews.be
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